Interventionen , Irritationen, Dialog
Netzwerktagung «Nationales Netzwerk MINT» in Fribourg am 6. Mai 2022
Die MINT-Disziplinen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) setzen sich erst seit kurzer Zeit bewusst mit Fragen der Diversity auseinander. Trotz der positiven Bezugnahme auf Verschiedenheit ist ersichtlich, dass die Normalität gesellschaftlicher Vielfalt im fachdidaktischen Bereich wenig präsent/realisiert/akzeptiert ist. Somit werden soziale Ausschlüsse reproduziert und Zugänge verwehrt.
Ziel des Auftaktimpulses zur Tagung «Diversity in MINT» war es, das eigene Denken und das Denken der jeweiligen Disziplin hinsichtlich der Herausforderungen im Kontext von Diversity in Bewegung zu bringen. Im Wechsel zwischen Input, Aktion und Gespräch lernten die Teilnehmer*innen den Ansatz der «Critical Diversity Literacy» kennen. Die Lesefähigkeit beruht darauf, Diversität in sozialen Räumen entlang mehrerer Differenzachsen und stets in Verbindung mit struktureller Ungleichheit zu erfahren.
Die Einladung war folgendermassen formuliert:
«Wir laden Euch heute zu einem kollektiven Prozess des Nachdenkens ein. Dabei wollen wir einen Moment erreichen, in dem wir auf blinde Flecken stossen. Die Auseinandersetzung mit dem Thema und der Komplexität, die der Begriff Diversität mit sich bringt, kann dazu führen, dass wir vor lauter Ohnmacht in eine gewisse Handlungsunfähigkeit geraten und in einer Art Schockstarre verharren. Um dieses schwierige Gefühl zu vermeiden, wird der Diskurs rund um Diversität/Vielfalt allzu häufig auf sehr geradlinigem Weg auf eine Zauberformel des ‹Managen von Vielfalt› reduziert. Wir können und wollen heute aber keinen Werkzeugkasten verteilen und auch gar nicht erst behaupten, dass es diesen gibt – denn Diversität ist nicht ein ‹Problem›, dass es zu ‹beheben› gilt. Vielmehr wollen wir euch einladen, über die Fragen, die wir wir uns stellen, über die Aha-Momente, die Stolpersteine, die Bilder etc. auf die Suche zu gehen, nach blinden Flecken – nach blinden Flecken, die uns den Blick auf unsere eigenen Privilegien verstellen – die uns den Blick verstellen auf Anfragen von aussen und auch auf das Entdecken der Lust auf Lernen und Verlernen neuer und anderer Perspektiven.»